Projekat Rastko - Luzica / Project Rastko - Lusatia  

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Helmut Richter

Rundfunk- und Fernsehsendungen in sorbischer Sprache

Bereits Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts gab es sporadische Versuche einzelner Sorben (u. a. von Bjarnat Krawc) mit sorbischsprachigen Sendungen in deutschen Rundfunkanstalten. Nachweise zu den Anträgen und Ablehnungen liegen jedoch nur mittelbar vor. Im Musikarchiv des für die sorbischsprachigen Hörfunksendungen in der Oberlausitz verantwortlichen Studios in Bautzen befindet sich nur eine unvollständig datierte und lokalisierte Gesangsaufnahme, die vermutlich von der Mitteldeutscher Rundfunk AG Leipzig im Jahr 1928 hergestellt wurde.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verstärkte man das Bemühen um Radiosendungen in sorbischer Sprache. In den Jahren 1946/47 strahlte der tschechoslowakische Rundfunk in Prag mehrfach sorbische Sendungen aus, die hauptsächlich durch den Sorbischen Nationalrat (Serbska narodna rada) initiiert waren.

Sorbischsprachige Radiosendungen auf deutschem Boden gibt es seit dem 14. Oktober 1948. Auf Drängen des damaligen Domowina-Vorsitzenden Pawo³ Nedo wurden von da an 15minütige Sendungen (14täglich) über den Sender Dresden (z. T. Leipzig) und ab 1953 auch (aus Potsdam) auf Niedersorbisch ausgestrahlt. Es handelte sich im Wesentlichen um kurze Wortbeiträge über kulturelle und politische Ereignisse bei den Sorben sowie um Volksmusik. Durch den ständigen Wechsel von Sendezeiten und Frequenzen gewannen diese Sendungen jedoch nur eine geringe Resonanz bei den sorbischen Hörern.

Erneut auf Forderung der Domowina wurde am 22. März 1953 (unmittelbar vor dem fünften Jahrestag des „Gesetzes zur Wahrung der Rechte der sorbischen Bevölkerung“) beim Staatlichen Rundfunkkomitee der DDR ein sorbisches Studio gegründet. Sitz dieses Studios, das damals der Berliner Zentrale direkt unterstellt war, wurde Görlitz im Osten der Oberlausitz. Dass auch diese erste sorbische Rundfunkredaktion außerhalb des sorbischen Sprachgebiets eingerichtet wurde, war einzig der Tatsache geschuldet, dass in Görlitz ein sendetechnisch gut ausgerüstetes, aber ungenutztes Studio existierte. Zum Leiter des Studios wurde der aus Krauschwitz bei Weißwasser stammende Klaus Hemmo berufen. Er war der einzige beim damaligen DDR-Rundfunk beschäftigte Journalist sorbischer Herkunft. Seite Mitarbeiter hatten in der Regel keine journalistische Qualifikation, ein nennenswertes Musik- oder Wortbandarchiv war nicht vorhanden und musste neben der laufenden Sendetätigkeit aufgebaut werden. Die Sendezeit betrug in den ersten Jahren wöchentlich 70 Minuten, abgestrahlt wurde das Programm über den Mittelwellensender Reichenbach bei Löbau. Das Programm beinhaltete aktuelle Informationen aus dem sorbischen Siedlungsgebiet sowie Berichte über kulturelle Ereignisse bei den Sorben. Von besonderem dokumentarischen Wert sind die in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre gefertigten Dokumentaraufnahmen traditioneller sorbischer Volksmusik. Die Sendungen des Görlitzer Studios liefen anfangs fast ausschließlich in obersorbischer Sprache. Ab 1955 kamen unregelmäßig Beiträge auf Niedersorbisch hinzu, ab 1. April 1956 wurde die Sendezeit auf 90 Minuten wöchentlich erweitert, davon 20 Minuten auf Niedersorbisch.

Zum 31. Dezember 1956 wurde das „Sorbische Studio beim Staatlichen Rundfunkkomitee“ aufgelöst und als „Sorbische Redaktion“ von Radio DDR, Sender Cottbus, weitergeführt. Schrittweise wurde danach die Sendezeit sowohl in Ober- als auch in Niedersorbisch erweitert, ab 1963 wurde das Programm zusätzlich zur Mittelwelle auch über UKW abgestrahlt. Ab 1966 sendete der sorbische Rundfunk konstant wochentags von 9.30 bis 10.00 Uhr über UKW und sonntags von 12.00 bis 14.00 Uhr (ab 1985 von 11.00 bis 13.30 Uhr) über Mittelwelle. Ungeachtet der steten politischen Einflussnahme und der Verpflichtung der Redaktion auf die „marxistisch-leninistische Nationalitätenpolitik“ (z. B. wurden religiöse Sendungen erst ab Herbst 1988 gestattet) hat das sorbische Hörfunkprogramm von 1953 bis 1989 erhebliche Verdienste um den Erhalt der sorbischen Sprache, um die Festigung nationalen Bewusstseins und um die Förderung von Kunst und Kultur erworben. Es wurden mehr als 100 Hörspiele bzw. Dokumentationen, vor allem zu historischen Themen, produziert, ca. 4.000 Bänder mit sorbischer Musik aufgenommen (ein großer Teil davon Neukompositionen) und 20 Rundfunkkonzerte sorbischer Musik veranstaltet.

Gewachsene technische Möglichkeiten boten auch den sorbischen Rundfunkjournalisten am Ende des 20. Jahrhunderts neue Chancen. So gelang es trotz mancher Widerstände, innerhalb von fünf Jahren in Bautzen ein Studio zu installieren, das seit 4. Oktober 1989 wochentags über UKW ein mehrstündiges Frühprogramm in obersorbischer Sprache sendet. War das „Sorbische Studio Bautzen“ anfangs noch dem Sender Cottbus von Radio DDR angeschlossen, so erlebte es in den Jahren der politischen Wende nach 1989 mehrfach organisatorische Veränderungen. Seit 1. Januar 1992 werden Hörfunksendungen vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) auf Obersorbisch und vom Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) auf Niedersorbisch gestaltet. Verantwortlich sind dabei das Studio Bautzen des „Serbski rozh³ós“ und die niedersorbische Redaktion des Studios Cottbus. In niedersorbischer Sprache wird von Montag bis Freitag zwischen 12.00 und 13.00 Uhr ein Mittagsmagazin (seit 2001 mit der Wiederholung um 19.00 Uhr abends), in Obersorbisch ein Frühprogramm (Montag – Freitag 5.00 – 8.00 Uhr, Sonnabend 6.00 – 9.00 Uhr) ausgestrahlt. Am Sonntag sendet von 11.00 bis 12.30 Uhr das Bautzener Studio auf Obersorbisch, von 12.30 bis 14.00 Uhr die Cottbusser Redaktion auf Niedersorbisch. Das jeweilige sorbische Programm wird grundsätzlich sowohl in oder Ober- als auch in der Niederlausitz abgestrahlt und kann von Ober- und Niedersorben gemeinsam empfangen werden. Seit April 1999 bietet der MDR außerdem eine speziell für Jugendliche gestaltete Sendung in obersorbischer Sprache an (wöchentlich eine Stunde: montags von 20.00 bis 21.00 Uhr). Im April 2001 wurde diese Sendung auf zwei Stunden verlängert.

Unterdessen ist die sorbische Sprache auch im Fernsehen präsent. Seit April 1992 sendet der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg unter der Redaktion des Schriftstellers Jurij Koch monatlich ein halbstündiges Programm auf Niedersorbisch, das mehrere Beiträge von Sorben, mitunter auch einen dokumentarischen Film mit sorbischer Thematik enthält. Angesichts des geringen öffentlichen Prestiges sorbischer Sprache und Kultur gerade in der Niederlausitz ist diese Entscheidung des Landesrundfunks hoch zu bewerten.

Der für die Oberlausitz zuständige Mitteldeutsche Rundfunk bietet seit Oktober 1996 jeden zweiten Sonntag den Kinder-Abendgruß „Sandmännchen“ im Zweikanal-Ton auch in sorbischer Sprache an. Ebenfalls seit dieser Zeit strahlt das Landesfunkhaus Sachsen in Dresden alle vier Wochen eine populärwissenschaftliche oder publizistische Sendung parallel auf Deutsch und Obersorbisch aus. Ab September 2001 wird der MDR jeden Monat ein spezielles obersorbisches Fernsehmagazin senden, das in 30 Minuten verschiedene politische und kulturelle Themen berührt.

 


 

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